Jugendarbeit - In Reutlingen soll es ab dem neuen Jahr eine Kinderfeuerwehr geben. Erste Gruppen in Rommelsbach, Degerschlacht und Ohmenhausen
Damit nichts anbrennt
VON ROLAND HAUSER
REUTLINGEN. Nachdem das Eintrittsalter in die Jugendfeuerwehr per Satzungsbeschluss bereits von zwölf auf zehn Jahre gesenkt wurde, soll nun in Reutlingen eine Kinderfeuerwehr für Jungen und Mädchen zwischen sechs und zehn Jahren eingerichtet werden.
Stadtbranddirektor Harald Herrmann und Vize-Kommandant Adrian Röhrle stellten dem Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung ihr Konzept so überzeugend vor, dass das Gremium ihrer Argumentation einmütig folgte und ab 2013 die jährlich benötigten 6 000 Euro im Doppelhaushalt bereitstellen will.
Um bereits nächstes Jahr einen reibungslosen Start der Kinderfeuerwehr zu ermöglichen, soll die Finanzierung für 2012 aus dem Budget der Feuerwehr erfolgen. Das Geld wird für das passende Outfit wie Jacke, Hose, T-Shirt und Käppi benötigt - rund 130 Euro pro Kind -, sowie für Übungsmaterialien oder die Ergänzung der Ausstattung, als da wären Kindersitze für die Mannschaftswagen.
Nachwuchsprobleme Derzeit seien in Reutlingen 63 Berufsfeuerwehrleute und rund 410 ehrenamtliche Einsatzkräfte in 13 Feuerwehrabteilungen aktiv, erläuterte Harald Herrmann. Der Nachwuchs werde zu 88 Prozent aus der Jugendfeuerwehr rekrutiert, die mit 13 Gruppen derzeit etwa 120 Jungs und Mädchen umfasst. Nur etwa zehn Prozent der Neuzugänge kämen »ohne vorherigen Bezug« zur Feuerwehr und zwei Prozent über den Ersatzdienst, was nun jedoch entfalle.
Aufgrund des demografischen Wandels verstärke sich das Werben ums ehrenamtliche Engagement der weniger werdenden jungen Leute, so Herrmann, weshalb die Jugendgruppen in Degerschlacht, Ohmenhausen, Bronnweiler, Altenburg und Rommelsbach »erhebliche Nachwuchsprobleme« hätten.
Andererseits sei das Interesse von Kindern an der Feuerwehr groß und man hoffe, mithilfe einer Kinderfeuerwehr auch die Basis für stärker besetzte Jugendgruppen zu legen.
Um die Zeit vom Eintritt in die Kinderfeuerwehr bis zum später erhofften Übergang in die Einsatzabteilung mit 17 Jahren so interessant wie möglich zu gestalten, sollen sich laut Adrian Röhrle die Schwerpunkte der Kinder- von denen der Jugendgruppen unterscheiden.
Bei den Sechs- bis Zehnjährigen stehe der natürliche Bewegungsdrang, das soziale Engagement sowie die Brandschutzerziehung im Vordergrund: Wie setzt man einen Notruf ab, warum brennt ein Grillfeuer und was ist zu beachten, wenn man echte Kerzen am Christbaum hat? Betreut werden sollen die Kinder von erfahrenen Feuerwehrangehörigen. Starten wolle man mit Gruppen in Rommelsbach, Degerschlacht und eventuell Ohmenhausen im ersten Quartal 2012.
Nicht nur die Grünen und Unabhängigen im Gemeinderat stehen nach den Worten ihres Fraktionssprechers Rainer Buck einer Reutlinger Kinderfeuerwehr »sehr positiv gegenüber«. Auch Ernst-Ullrich Schmidt (CDU) fand den Ansatz richtig und Özlem Isfendiyar (RSÖ) ging »schiergar das Herz auf«. Sie glaube, dass die Kindergruppen einen starken Zulauf haben werden.
FWV-Rat Erich Fritz regte sogar an, im Gemeinderat zu sammeln, um den Kindergartenkindern »im letzten Kindergartenjahr richtig viele Feuerwehrautos schenken zu können«.
Und die Frage von Dr. Carl-Gustav Kalbfell (FDP), wie man denn mehr Kinder mit Migrationshintergrund für die Feuerwehr gewinnen könnte, stellte sich für Stadtbranddirektor Herrmann so nicht: In der aktiven Wehr seien über sechzig Migranten tätig, die gar nicht als solche wahrgenommen würden: »Bei uns tritt jeder als Feuerwehrmann auf, und nicht als Migrant. Das gilt auch für die Jugendfeuerwehr«. (GEA)
http://www.gea.de/region+reutlingen/reutlingen/damit+nichts+anbrennt.2343023.htm