Jubiläum - Seit 75 Jahren gibt es in Steinhilben eine Freiwillige Feuerwehr. Brandhilfe wurde schon länger organisiert
Helfer damals und heute
Von Stefanie Häussler
TROCHTELFINGEN-STEINHILBEN. Seit einem dreiviertel Jahrhundert gibt es in Steinhilben eine freiwillige Feuerwehr, ihre Wurzeln sind aber in den Geschichtsbüchern bis 1705 zurückzuverfolgen. Das Jubiläum begehen die Steinhilber Feuerwehrleute - 29 Männer und eine Frau im aktiven Dienst, sieben Mitglieder in der Altersabteilung und zwei Jugendfeuerwehrmitglieder - mit ihren Familien und den Wehrkameraden des Kreises. Sie richten am Sonntag den Kreisfeuerwehrwandertag mit musikalischem Rahmenprogramm und Kinderspielstraße aus.
Gut eine Woche vor dem Jubiläum steht eine Übung an. Übungsobjekt ist der neue Stall von Robert Heinzelmann. Das Gebäude im Außenbereich beherbergt rund 100 Rinder, bei zwei Kühen wird dieser Tage Nachwuchs erwartet, zwei Kälbchen stehen in ihrer Box.
Im Notfall die Herde retten Schnell soll sich zeigen, wie wichtig die vierzehntägigen Übungen sind. Wie fasse ich ein Kalb an, um es aus seiner Box zu tragen? Reicht im Außenbereich der anstehende Wasserdruck des Netzes? Wenn nein, woher werden noch Leitungen gelegt, dass einerseits genügend Wasser zur Brandbekämpfung zur Verfügung steht, andererseits die Haushalte und Gewerbebetriebe im Ortsgebiet nicht kurzfristig ohne Wasser sind?
Jakob Heinzelmann, ehemals stellvertretender Abteilungskommandant und Vater des Stallbesitzers, führt nach der Übung die Feuerwehrleute durch den Stall und zeigt, wo die Riegel sind, um die Herde im Brandfall zu befreien: »Deshalb übt man ja regelmäßig.«
Erstmals ist das Feuerlöschwesen des einst hohenzollerischen Steinhilben 1705 dokumentiert. Feuerreiter sollten aus Trochtelfingen, Oberstetten und Meidel-stetten, Wilsingen und Harthausen Hilfe herbeiholen. Wie damals eilen noch heute diese Nachbarwehren zuerst zu Hilfe, wenn es in Steinhilben brennt.
So auch im Juli 1995. »Das war mein erster Einsatz als Abteilungskommandant«, erinnert sich Jakob Hummel an den größten dokumentierten Brand in der Dorfgeschichte. Ein Kunststoff verarbeitender Betrieb in der Ortsmitte hatte Feuer gefangen. 120 Feuerwehrleute aus dem ganzen Landkreis bekämpften den Großbrand mit 37 Fahrzeugen und allem Schaum, der im Kreis verfügbar war. Löschwasser musste von Trochtelfingen und Oberstetten hergeleitet werden.
Geschenk für Mariahalom In den historischen Statuten steht, welcher Berufsstand welche Mittel zur Feuerbekämpfung bereitzuhalten hatte. Von potenziellen Neubürgern wurde erst die Spende eines Wassereimers verlangt, bevor entschieden wurde, ob sie ins Dorf ziehen durften. Die Ausstattung war und ist zentrales Thema bei der Feuerwehr. Seit 1935 durch die Reichsfeuerlöschsatzung die Pflichtfeuerwehr abgeschafft wurde und Jakob Hölz mit 58 Mann die erste Freiwillige Feuerwehr Steinhilben ins Leben rief, wird das Equipment laufend an den Stand der Technik und die lokalen Erfordernisse angepasst. An den Digitalfunk angeschlossen, mit einem 600 Liter Wasser führenden, Allrad getriebenen Löschfahrzeug LF8/6 und einem Tragkraftspritzenfahrzeug TSF 8 ist die Abteilung heute gut ausgerüstet. Deshalb konnte sie 2000, als das LF8/6 kam, das Vorgängermodell LF8 aus dem Jahr 1970 in die ungarische Partnerstadt Mariahalom verschenken. An die 16 Stunden dauernde Überführungsfahrt mit 90 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit und Holzpritschen im Fond des Fahrzeugs erinnert sich Abteilungskommandant Jakob Hummel noch zu gut: »Das war ein Martyrium!« Das Fahrzeug trägt die Aufschrift: Feuerwehr Steinhilben, Abteilung Mariahalom. (GEA)