Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

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Feuerwehr ist sein Leben

von GEA Reutlingen

LEUTE - Der Kommandant geht: Manfred Lutz wird nach 47 Jahre aktivem Dienst in den Ruhestand verabschiedet
Feuerwehr ist sein Leben

VON IRMGARD WALDERICH

 

PLIEZHAUSEN. Feuerwehr gehört bei der Familie Lutz zum Leben. Vom Vater übernommen, weitergegeben an die Söhne: Vor 47 Jahren trat Manfred Lutz in die Freiwillige Feuerwehr Pliezhausen ein. 1972 wurde er zum Abteilungskommandanten gewählt. Er übernahm damit den Posten seines Vaters. Neun Jahre später wurde Kommandanten der Gesamtwehr. Wenn er heute Abend in den Ruhestand verabschiedet wird, steht sein Sohn Matthias schon in Startposition. Er kandidiert für die Nachfolge.

Ein halbes Leben lang Feuerwehrmann. Das sind unzählige Stunden ehrenamtliche Arbeit. Zu rund 1 200 Einsätzen musste er ausrücken, schätzt Manfred Lutz. »Schnell handeln, zum richtigen Zeitpunkt immer das Richtige tun«. So beschreibt der Zimmermann die anspruchsvolle Arbeit der Feuerwehr. Er hat sie immer gerne getan. »Das war eine richtig schöne Zeit.«

»Lassen wir die Jungen machen«   Dabei hat sich einiges im Laufe der Jahrzehnte verändert. Die Art der Einsätze ist umfangreicher geworden, die Gefährdungen größer. Während die Feuerwehr in den Anfangszeiten von Manfred Lutz ausschließlich Brände zu löschen hatte, wird sie heute auch bei Verkehrsunfällen oder Umweltkatastrophen gerufen. »Ein moderner Dienstleistungsbetrieb«, so beschreibt Lutz die Wehr heute. Sie kommt auch, wenn abgeschlossene Türen geöffnet werden müssen, oder sich die Katze vom Tannenbaum nicht mehr runterwagt.

Am schlimmsten seien allerdings die Einsätze auf der Straße, sagt Lutz. Denn da haben es die Feuerwehrleute oft mit Schwerverletzten oder womöglich Toten zu tun. »Nicht jeder kann das verarbeiten.« Deshalb überlege er sich sehr genau, wenn er als Ersten an den Unfallort schicke, sagt der Kommandant.

Großbrände in Bauernhöfen, offene Dachstuhlbrände - damit haben es die Feuerwehrleute nur noch selten zu tun. Ein einfacher Zimmerbrand ist heute ohne Atemschutz nicht zu machen, erklärt der altgediente Feuerwehrmann. Wärmedämmungen und Schallschutzfenster sind zwar ein großer technischer Fortschritt, aber im Fall eines Brandes machen sie mitunter den Feuerwehrleuten das Leben schwer. Die brennende Wärmedämmung entwickelt Rauch, der oft nicht mehr entweichen kann, weil Schallschutzfenster nicht mehr bersten.

Ein Leben für die Feuerwehr, das heißt deshalb auch fortwährende Weiterbildung. Und es heißt ständige Erweiterung der Ausrüstung. Damit die Kosten für die Gemeinde planbar bleiben, hat die Pliezhäuser Feuerwehr vor drei Jahren »in mühevoller Kleinarbeit« einen Bedarfsplan aufgestellt. »Luxus« habe darin keinen Platz, betont Lutz, nur gezielte Anschaffungen. Das treffe auch für das neue Löschfahrzeug zu, das heute Abend der Feuerwehr übergeben wird. Der LF 20/16 ist für Umwelteinsätze wie Überschwemmungen gerüstet. Der Gemeinderat hatte den Bedarfsplan einstimmig gebilligt, berichtet der Kommandant. Ein Beweis für ihn für das gute Verhältnis zwischen Wehr und Gemeinde.

Viele Erinnerungen kommen hoch, wenn der 65-Jährige auf die lange Zeit zurückblickt. Beileibe nicht nur brandgefährliche Einsätze. Sondern auch zwei Affen, die der Pliezhäuser Feuerwehr vor rund 20 Jahren auf der Nase herumgetanzt sind. Drei Stunden haben drei bis vier Mann gebraucht, bis sie die zwei ausgebüxten Tiere wieder eingefangen hatten.

Mit 65 Jahren ist für einen Feuerwehrmann Schluss, das schreibt das Gesetz vor. Manfred Lutz kann damit leben. »Lassen wir die Jungen machen«, sagt er. Das Leben nach dem aktiven Dienst hat er schon geplant. Gemeinsam mit den drei Kameraden, mit denen er einst in die Wehr eingetreten ist, will er nun eine Altersabteilung gründen. (GEA)

 

http://www.gea.de/region+reutlingen/neckar+erms/feuerwehr+ist+sein+leben.1901653.htm